Die Geschichte der Pfadfinder: Von den Anfängen 1907 bis heute 2025

1876–1906: Die frühen Jahre von Robert Baden-Powell und seine Erfahrungen

  • 1876: Robert Stephenson Smyth Baden-Powell besteht die Aufnahmeprüfung bei der Kavallerie als Zweitbester und wird in ein Kavallerieregiment aufgenommen.
  • Als Kavallerieoffizier spezialisiert er sich auf Aufklärungsarbeit (Scouting), was ihm aufgrund seiner Abenteuerlust besonders liegt.
  • Er entwickelt Fähigkeiten im Schleichen, Spähen und Spurenlesen – eine Ausbildung, die er später für Soldaten überträgt.
  • 1880er und 1890er Jahre: Baden-Powell bildet Soldaten in Spurenlesen und Kundschaftertechniken aus. Dabei erkennt er, dass diese Fähigkeiten auch im zivilen Leben wichtig sind.
  • 1884: Er veröffentlicht das Buch Reconnaissance and Scouting.
  • 1899: Er schreibt Aids to Scouting, das später maßgeblich für die Pfadfinderarbeit wird.

1899–1906: Mafeking und die militärische Karriere

  • 1899–1900: Baden-Powell wird im Zweiten Burenkrieg zum Kommandeur der Verteidigung von Mafeking (Südafrika) ernannt.
  • Trotz Unterlegenheit hält er mit etwa 2.000 Männern 217 Tage lang eine Belagerung durch etwa 9.000 Buren ab und wird in England zum Kriegshelden.
  • 1900: Er erhält den Auftrag, die South African Constabulary (SAC) aufzubauen – eine Polizeitruppe mit starkem Fokus auf Selbstständigkeit und praktische Ausbildung, ähnlich späterer Pfadfinderprinzipien.
  • Die SAC-Uniform und der Führungsstil dienen als Vorbild für die spätere Pfadfinderuniform und -struktur.

1907: Die Gründung der Pfadfinderbewegung

  • 1.–8. August 1907: Baden-Powell veranstaltet auf Brownsea Island in England das erste Pfadfinderlager als Probelauf. 20 Jungen nehmen teil.
  • Seine Erfahrungen aus dem Lager fließen in das Buch Scouting for Boys ein, das Dezember 1907 erstmals veröffentlicht wird.
  • Die Bewegung richtet sich an Jungen und setzt auf Freiraum für eigene Entwicklung, Teamarbeit und Naturerfahrung.

1908–1914: Erste Ausbreitung und Mädchen-Pfadfinder

  • Januar–März 1908: Scouting for Boys erscheint in Heften.
  • Mai 1908: Veröffentlichung als gebundenes Buch.
  • Sommer 1908: Erstes offizielles Pfadfinderlager in Humshaugh, England.
  • 1909: Gründung des Mädchenzweigs, der „Girl Scouts“, und die erste Pfadfindergruppe außerhalb Englands entsteht in Chile.
  • In Deutschland werden erste Pfadfindergruppen gegründet, nachdem Alexander Lion das Buch ins Deutsche übersetzt.
  • 1910: Gründung der Girl Guides Association in England, mit Baden-Powells Schwester Agnes als führende Persönlichkeit.
  • Weltweite Verbreitung: Pfadfinder wachsen auf etwa 90.000 Jungen und 7.000 Mädchen an.
  • 1912: Baden-Powell reist zu Pfadfindergruppen in Panama, USA, Japan, Australien, Südafrika und Neuseeland.
  • 1912: Gründung von Seepfadfindern (Sea Scouts) und später Fliegerpfadfindern (Air Scouts).
  • 1914: Zu Beginn des Ersten Weltkriegs gibt es allein in Deutschland bereits 110.000 Pfadfinder.

1915–1920: Neue Gruppen und Internationalisierung

  • 1915–1918: Gründung der Wölflinge (1916) und Rover Scouts (1918) als Jugendgruppen für jüngere Kinder bzw. junge Erwachsene.
  • 1920: Erste Weltpfadfinderkonferenz und erstes Weltjamboree mit ca. 8.000 Teilnehmern aus 27 Ländern.
  • Gründung der Weltverbände WOSM (World Organization of the Scout Movement) und WAGGGS (World Association of Girl Guides and Girl Scouts).
  • Pfadfinder setzen sich verstärkt für Völkerverständigung und Frieden ein.

1920–1945: Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg

Die Pfadfinderbewegung wächst weiterhin und wird zum wichtigen Jugendverband in vielen Ländern. Baden-Powell und seine Frau Olave widmen sich der internationalen Förderung der Bewegung. Olave wird Chief Guide und engagiert sich besonders für die Mädchenpfadfinderinnen. Während des Zweiten Weltkriegs wird die Pfadfinderarbeit in vielen Ländern eingeschränkt oder verboten, in anderen setzen sich Pfadfinder für den Widerstand und humanitäre Hilfe ein.

Bis 1941: Baden-Powells letztes Lebensjahr und Olaves Engagement

Baden-Powell versuchte bis zu seinem Tod im Jahr 1941 in Nyeri, Kenia, den Kontakt zu den weltweiten Pfadfindern aufrechtzuerhalten. Er war bis zuletzt aktiv in der Bewegung engagiert und reiste häufig, um die Pfadfinder zu unterstützen und zu inspirieren. Nach seinem Tod setzte seine Frau Olave Baden-Powell seine Vision und Arbeit fort. Sie widmete ihr Leben dem Ausbau und der Pflege der internationalen Pfadfinderbewegung und war bis zu ihrem Tod im Jahr 1977 eine prägende Persönlichkeit. Dank ihres Engagements und der starken Gemeinschaft entwickelte sich die Pfadfinderbewegung weltweit weiter und wuchs in den folgenden Jahrzehnten um ein Vielfaches an.

1945–2000: Wiederaufbau und Expansion

Nach dem Krieg erlebt die Pfadfinderbewegung einen starken Aufschwung. Es entstehen neue spezialisierte Gruppen, z.B. Seepfadfinder, Luftpfadfinder und städtische Pfadfindergruppen. Pfadfinder übernehmen weltweit soziale, ökologische und friedensfördernde Aufgaben.

  • 1950: Weltweit gibt es ca. 5 Millionen Pfadfinder in über 50 Ländern.

2007: 100-jähriges Jubiläum – „One World – One Promise“

Das Jubiläum wird weltweit gefeiert mit Jamborees, lokalen Aktionen und Bildungsprogrammen. Die Pfadfinder bekräftigen ihr Engagement für Frieden, Umwelt und soziale Verantwortung.

2011–2025: Moderne Entwicklungen und globale Trends

  • 2011: Start des Programms „Messengers of Peace“ mit über 16 Millionen registrierten Friedensprojekten.
  • Einführung des Programms „Scouts for SDGs“, das die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN (Sustainable Development Goals) unterstützt.
  • Stärkung von Themen wie Klimaschutz, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit.
  • 2020–2022: Corona-Pandemie: Pfadfinder entwickeln digitale Formate, unterstützen Nachbarschaften und engagieren sich sozial.
  • 2020: Start des „Earth Tribe“-Programms für Klimaschutz und nachhaltige Lebensweise.
  • Förderung von Diversität und Inklusion: verstärkte Aufnahme von Menschen mit Behinderungen, LGBTQ+-Jugendlichen, Geflüchteten.
  • 2021: Ernennung von Dwayne Fields als Chief Scout in Großbritannien als Zeichen für mehr Vielfalt.
  • 2023: Großes Weltjamboree in Korea mit über 43.000 Teilnehmern aus aller Welt.
  • 2027: Nächstes Weltjamboree ist in Polen geplant.
  • Pfadfinder weltweit: ca. 57 Millionen Mitglieder in 176 Ländern (Stand 2025).

Fazit: Über 115 Jahre Pfadfinder – Eine Bewegung für die Zukunft

Seit ihrer Gründung 1907 hat sich die Pfadfinderbewegung zu einer globalen Jugendbewegung entwickelt, die Werte wie Abenteuer, Naturverbundenheit, Frieden, Verantwortung und Gemeinschaft fördert. Sie passt sich fortlaufend an die Herausforderungen der Zeit an, fördert nachhaltiges Denken und lebt Vielfalt.
Pfadfinderinnen und Pfadfinder auf der ganzen Welt engagieren sich heute mehr denn je dafür, die Welt zu einem besseren Ort zu machen – jung, dynamisch und voller Hoffnung.

Wenn du Fragen zur Pfadfinderbewegung hast oder selbst einmal Teil dieser faszinierenden Gemeinschaft werden möchtest, melde dich gern bei deiner lokalen Pfadfindergruppe!