Was macht ein Pfadfinder? – Mehr als Lagerfeuer und Halstuch

Ein persönlicher Einblick in das Abenteuer Pfadfinden

Wenn ich erzähle, dass ich seit über zwei Jahrzehnten bei den Pfadfindern aktiv bin, reicht das Spektrum der Reaktionen von: „Ach, seid ihr die mit dem Kekse verkaufen?“ bis hin zu: „Macht ihr da überhaupt noch was außer Stockbrot essen?“ Zugegeben, Stockbrot gehört definitiv dazu – aber Pfadfindersein ist so viel mehr. Es ist Abenteuer, Verantwortung, Freundschaft, Engagement und Persönlichkeitsentwicklung. In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf eine Reise durch das, was ein Pfadfinder eigentlich macht – aus meiner ganz persönlichen Sicht.

Pfadfinder – Was steckt eigentlich dahinter?

Pfadfinder sind junge Menschen (und Erwachsene), die sich zusammenschließen, um gemeinsam Werte wie Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt, Umweltbewusstsein und Eigenverantwortung zu leben. Das alles geschieht oft im Rahmen von Gruppenstunden, Zeltlagern, internationalen Begegnungen und vielen Projekten, die über das klassische „Wandern mit Rucksack“ weit hinausgehen.

Die meisten Verbände orientieren sich am Prinzip „Learning by doing“ – und genau das habe ich in all den Jahren hautnah erlebt.

Vorurteil Nr. 1: „Pfadfinder? Das ist doch was für Kinder.“

Falsch. Natürlich fängt vieles in der Kindheit an – meine ersten Erlebnisse hatte ich als Wölfling im Alter von etwa 7 Jahren – aber Pfadfindersein hört nicht mit der Pubertät auf. Im Gegenteil: Die Abenteuer und Herausforderungen werden intensiver, je älter man wird. Vom ersten eigenen Kanuhike bis zur internationalen Begegnung in Peru oder Südkorea – Pfadfinden ist eine lebenslange Reise.

Heute bin ich über 30, war Rover, Leiter, Stammesvorstand und sogar Teil internationaler Delegationen. Viele meiner besten Freunde habe ich durch die Pfadfinder kennengelernt. Und ich bin noch lange nicht fertig.

Was macht ein Pfadfinder also konkret?

  • Abenteuer erleben: Zelten in der Wildnis, Nachtwanderungen, Hajks mit Karte & Kompass, Kanutouren in Schweden oder Lagerfeuerabende unter dem Sternenhimmel – das sind unsere Wochenenden.
  • Gruppenleben gestalten: Verantwortung übernehmen, gemeinsame Entscheidungen treffen, füreinander da sein – das ist gelebte Gemeinschaft.
  • Soziales Engagement zeigen: Von Umweltaktionen bis zu Hilfseinsätzen – Pfadfinder packen mit an.
  • Weltweite Freundschaften knüpfen: Internationale Lager bringen Menschen aus über 100 Ländern zusammen.
  • Fähigkeiten fürs Leben lernen: Bauen, kochen, leiten, organisieren – und ganz nebenbei die eigene Persönlichkeit entwickeln.

Vorurteil Nr. 2: „Da läuft man doch nur mit Uniform im Wald rum.“

Ja, wir haben Kluften. Und ja, wir gehen gerne raus in die Natur. Aber wir sind keine Marschkolonne mit Fahne. Die Kluft steht symbolisch für Zusammenhalt, nicht für Gleichschritt. In Wirklichkeit sieht man bei uns oft eine bunte Mischung aus Wanderschuhen, Zeltplanen, Notizbüchern, Gitarren und Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen.

Vielfalt statt Einfalt – das Pfadfinderleben ist bunt

Ich war bei Zeltlagern mit 300 Teilnehmenden dabei, habe Workshops in Hallen mit hunderten Kindern durchgeführt, Woodbadge-Kurse besucht und internationale Friedenscamps mitgestaltet. Und jedes dieser Erlebnisse war einzigartig.

In meinem persönlichen Pfadfinderleben habe ich:

  • das erste Mal Verantwortung übernommen,
  • gelernt, wie man Menschen leitet – und wie man loslässt,
  • erlebt, wie Kulturen in der Pfadfinderbewegung zusammenkommen,
  • verstanden, was es heißt, Teil einer weltweiten Gemeinschaft zu sein.

Die größten Pfadfinderverbände in Deutschland

Falls du dich fragst, wo du anfangen kannst – hier sind die größten und bekanntesten Pfadfinderverbände in Deutschland:

  • DPSG – Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (katholisch)
  • BdP – Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (interkonfessionell)
  • VCP – Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (evangelisch)
  • PSG – Pfadfinderinnenschaft St. Georg (katholisch, für Mädchen und junge Frauen)
  • DPB – Deutscher Pfadfinderbund (unabhängig, traditionell)

Alle genannten Verbände sind im Ring deutscher Pfadfinder*innenverbände (rdp) organisiert und Teil der weltweiten Pfadfinderbewegung.

Vorurteil Nr. 3: „Pfadfinder sind irgendwie nicht mehr zeitgemäß.“

Unsere Welt braucht mehr denn je Menschen, die Verantwortung übernehmen, Brücken bauen, nachhaltig handeln und solidarisch leben. Genau das tun Pfadfinder – mit Kopf, Herz und Hand.

Mein Fazit: Pfadfindersein ist kein Hobby. Es ist eine Lebenseinstellung.

Ob du gerade überlegst, bei den Pfadfindern einzusteigen oder einfach nur neugierig warst, was da eigentlich passiert – ich hoffe, dieser Beitrag hat dir gezeigt, wie vielfältig und tiefgehend das Pfadfinderleben sein kann.

Es geht nicht nur um Lagerfeuerromantik (auch wenn die wunderschön ist), sondern um eine Haltung dem Leben gegenüber: Hilfsbereit, neugierig, mutig, verbindend.

Du willst selbst Pfadfinder werden? Dann schau doch mal hier in meinem Beitrag vorbei – dort erkläre ich, wie du den Einstieg findest und welcher Verband zu dir passen könnte.