Khasab im Oman – Fjorde, Festungen, Abenteuer & echte Begegnungen

Während meiner Zeit als Crewmitglied auf einem Kreuzfahrtschiff hatte ich das große Glück, mehrfach in Khasab an der Nordspitze der omanischen Musandam-Halbinsel anlegen zu dürfen. Diese Aufenthalte waren für mich mehr als nur kurze Landgänge – sie waren die Gelegenheit, einen ganz besonderen Ort zu entdecken, der voller Kontraste steckt: wilde Natur, spannende Geschichte und eine Kultur, die weit entfernt von touristischen Klischees ist. In diesem ausführlichen Bericht nehme ich dich mit auf meine persönliche Reise durch Khasab – fernab der typischen Pfade, direkt hinein in den Alltag, zu den verborgenen Schätzen und den Menschen vor Ort.

Khasab – das Tor zu den Fjorden des Oman

Khasab liegt an der Spitze der Musandam-Halbinsel, einer Exklave des Oman, die geografisch von den Vereinigten Arabischen Emiraten getrennt ist. Umgeben von schroffen Bergen und tief eingeschnittenen Fjorden, erinnert die Landschaft an eine kleine Version Norwegens – nur eben im arabischen Stil. Für mich als Kreuzfahrt-Crew war Khasab ein magischer Ort, der mit jedem Besuch neue Facetten zeigte.

Mein Blick hinter die Kulissen – Leben und Arbeiten in Khasab

Als Crewmitglied hat man meist nur wenige Stunden Zeit an Land. Doch in Khasab war ich mehrmals über längere Verträge vor Ort, was mir die Möglichkeit gab, den Hafen und die Stadt wirklich kennenzulernen. Beim ersten Mal entschied ich mich, nicht nur die Sehenswürdigkeiten abzuhaken, sondern einfach durch die kleinen, verwinkelten Gassen und Seitenstraßen zu schlendern.

 

Ich erinnere mich noch genau an die Begegnungen, die ich dort hatte: Die Straßen waren ruhig, das Leben wirkte entschleunigt und doch lebendig. Schnell kam ich mit Einheimischen ins Gespräch, die meine Neugier schätzten. Eines Tages wurde ich spontan zu einer Tasse Tee in einen schattigen Innenhof eingeladen – eine kleine, aber tief bewegende Geste der Gastfreundschaft. Dort saßen wir auf bunten Teppichen, tranken schwarzen Tee, der mit Gewürzen verfeinert war, und obwohl wir kaum die gleiche Sprache sprachen, spürte ich diese warme Verbundenheit, die Worte oft übersteigt.

Dhow-Cruise durch die Fjorde – ein Naturerlebnis der Extraklasse

Khasab ist vor allem für seine Fjordlandschaft bekannt, die sich entlang der steilen Küstenlinie erstreckt. Die traditionelle Fahrt mit einer Dhow, einem hölzernen arabischen Segelboot, ist ein Muss. Während meiner Aufenthalte bin ich oft mit Kollegen auf solche Touren gegangen, um Delfine zu beobachten, die spielerisch neben dem Boot herschwimmen, und in einsamen Buchten zu schwimmen.

 

Der Kontrast aus den schroffen Felswänden, dem blauen Wasser und der Stille der Natur macht diese Ausflüge unvergesslich. Ein besonderer Halt ist Telegraph Island, wo man die Überreste einer alten britischen Telegrafenstation aus dem 19. Jahrhundert erkunden kann – ein Relikt aus der Zeit, als diese Region strategisch enorm wichtig war.

Die „Schmugglerboote“ – lebendige Grenzgeschichte hautnah

Etwas, das mich bei jedem Besuch aufs Neue faszinierte, sind die kleinen, wendigen Boote im Hafen, die manchmal wie „Schmugglerboote“ aussehen. Diese schnellen Fischerboote transportieren tagsüber und nachts regelmäßig Waren zwischen Oman und Iran – darunter Elektronik, Zigaretten, aber auch lebende Tiere wie Ziegen und Schafe.

 

Ich konnte beobachten, wie Männer geschickt die Tiere und Pakete verluden, in Windeseile ablegten und in Richtung offener See entschwebten. Es ist ein bisschen wie ein lebendiges Theaterstück, das sich vor den Augen aller abspielt – ein Stück gelebte Geschichte und eine Art inoffizieller Handel, der die Region seit Jahrzehnten prägt. Diese Boote sind ein Symbol für die Verbindung zwischen den Menschen und den Herausforderungen, die sie meistern.

Khasab Fort – Geschichte zum Anfassen

Direkt im Stadtzentrum steht das imposante Khasab Fort, das im 17. Jahrhundert von den Portugiesen errichtet wurde, um die strategisch wichtige Region zu sichern. Heute beherbergt es ein kleines Museum, das die Geschichte der Musandam-Halbinsel, traditionelle Boote und das Leben der Bewohner zeigt.

 

Ich habe den Aufstieg zum Fort oft genutzt, um den Ausblick zu genießen: Von den Mauern schweift der Blick über die Stadt, den lebhaften Hafen und die dahinterliegenden Berge. Besonders bei Sonnenuntergang ist das ein Moment voller Ruhe und Erhabenheit.

Strand und Abenteuer – Entspannung und Nervenkitzel in Khasab

Abseits von Hafen und Stadt findest du einen wunderschönen, ruhigen Strand – mein Lieblingsplatz, um nach einem langen Arbeitstag die Füße ins Wasser zu strecken und den Blick auf das glitzernde Meer zu genießen. Der Sand ist fein und das Wasser klar, ideal zum Schwimmen oder einfach zum Abschalten.

 

Für alle, die es lieber actionreich mögen, gibt es bei Oman Adventures eine Zipline über eine tiefe, felsige Schlucht. Ich hatte die Gelegenheit, diese Herausforderung auszuprobieren – der Nervenkitzel war riesig, die Aussicht atemberaubend. Ein ganz anderes Erlebnis, das Khasab noch spannender macht.

Mehr als ein Hafen: Begegnungen abseits der Touristenroute

Was Khasab für mich so besonders macht, sind die Menschen und die kleinen Momente abseits der großen Touristenpfade. Beim Schlendern durch die Gassen wurde ich oft freundlich gegrüßt, eingeladen und spürte eine Ruhe, die in der Hektik vieler Urlaubsdestinationen verloren geht.

 

Diese Begegnungen, wie der Tee im Innenhof, bleiben mir unvergessen. Sie zeigen, dass Khasab mehr ist als nur ein Hafen für Kreuzfahrtschiffe – es ist ein lebendiger Ort mit einer eigenen Seele.

Mein persönliches Fazit als Crewmitglied

Die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff bedeutet oft, Häfen nur kurz zu sehen. Doch durch meine mehrfachen Aufenthalte in Khasab konnte ich die Stadt in ihrer Tiefe erleben. Die Kombination aus beeindruckender Natur, bewegter Geschichte und authentischem Alltag macht Khasab für mich zu einem der faszinierendsten Häfen am Arabischen Meer.

 

Die kleinen „Schmugglerboote“, die versteckten Gassen, die Herzlichkeit der Menschen – das sind Eindrücke, die weit über das normale Touristenbild hinausgehen. Wenn du die Möglichkeit hast, Khasab zu besuchen, nimm dir Zeit, genau hinzuschauen. Es lohnt sich.

Übernachtungstipps in Khasab

Khasab bietet einige Hotels, darunter das Atana Khasab Hotel, das mit Pool und toller Aussicht punktet. Wer es authentischer mag, findet auch kleine, familiär geführte Gästehäuser, die Ruhe und lokale Atmosphäre versprechen.
 

Möglichkeiten für Übernachtungen mit dem Van in Khasab:

Freies Campen:
Im Oman ist es üblich, auserhalb von Campingplätzen zu campen, solange man die natur respektiert, keine Schäden anrichtet und den Ort so oder besser verlässt als man ihn vorgefunden hat.

Anreise nach Khasab

Der einfachste Weg nach Khasab führt über die Vereinigten Arabischen Emirate. Von Ras al-Khaimah aus sind es etwa drei Stunden Fahrt mit dem Auto. Alternativ erreichst du Khasab per Schiff – wie ich es als Crewmitglied mehrfach erlebt habe.

Khasab – Ein unentdeckter Schatz mit Seele

Khasab ist mehr als ein Zwischenstopp – es ist ein Ort, der mit seiner Mischung aus Natur, Kultur und herzlichen Menschen jeden Besucher in seinen Bann zieht.